Nürtingen-Neckarhausen (red) – Über 180 Einsatzkräfte und Lebensretter versammelten sich am Freitag in der Beutwanghalle in Neckarhausen zur Jahreshauptversammlung. Begleitet wurden sie von Schiedsrichtern, Kreisausbildnern, den jeweiligen Bürgermeistern und den Hilfsorganisationen. 3914 Feuerwehrkameraden zählt der Kreisverband Esslingen-Nürtingen derzeit, wie der Vorsitzende Bernd Müller, Bürgermeister von Altenriet, berichtete. Davon sind 256 weibliche Angehörige. Müller freut sich: „Mit rund 1 100 Jugendfeuerwehrleute haben wir bundesweit die größte Jugendfeuerwehr.“ Nachwuchssorgen gibt es bei der Feuerwehr nicht. Sorgen bereiten eher die nicht besetzten Ämter in den verschiedenen Vorständen. Marion Leuze-Mohr, erste Landesbeamtin im Landkreis Esslingen, vertrat Landrat Heinz Eininger und war voll des Lobes für die Einsatzkräfte. „Nebst der hohen Anzahl an Einsätzen, wurde im Februar 2017 auch die Integrierte Leitstelle ohne Probleme in Betrieb genommen.“ Seit deren Einführung landen sämtliche Anrufe auf die europaweit anerkannte Notrufnummer 112 bei der Leitstelle. „So können wir die richtige und schnellste Hilfe in der Not anbieten.“ Die Vertreterin des Landratsamtes erinnerte sich an die Großübung „Heißer Süden“. „Da waren 600 Einsatzkräfte aus dem Landkreis beteiligt.“ Sie war selbst Teilnehmerin an einem der Übungsteile für die Stabsmitarbeiter und zeigte sich beeindruckt: „Es muss draußen und drinnen funktionieren, damit Krisen und Katastrophen bewältig werden können.“
Hohe Auszeichnung für Steck
Damit die freiwilligen Feuerwehren jederzeit ihren Dienst versehen können, braucht es die ehrenamtlichen Kräfte. Zum Teil sind diese bereits seit Jahrzehnten im Einsatz und stehen quasi Tag und Nacht bereit, zu löschen, retten und bergen. Uwe Steck von der Freiwilligen Feuerwehr Nürtingen dürfte wohl einer der Feuerwehrkameraden sein, die im Nacken bald eine Inventarnummer tätowiert bekommen. Er hat sich nach jahrelangem Aktivdienst in Nürtingen der Jugendarbeit verschrieben und war 31 Jahre beim Kreisjugendverband aktiv. Nun bekam er an der Jahreshauptversammlung die höchste Ehrung des Feuerwehrkreisverbandes: Bernd Müller und Alfred Bidlingmaier verliehen ihm die Ehrenspange in Gold. Markus Jesinger von der Freiwilligen Feuerwehr Esslingen wurde für 25 Jahre Dienst mit der Ehrenspange in Silber ausgezeichnet. Der zum 31.7. scheidende stellvertretende Kreisbrandmeister, Werner Kuttler, wurde von Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich und dem Kreisvorsitzenden Bernd Müller mit dem Ehrenkreuz in Silber des Deutschen Feuerwehrverbandes geehrt. Weitere 14 Feuerwehrkameraden wurden durch die Verbandsführung für 10 Jahre Tätigkeit als Kreisausbilder mit der bronzenen Ehrenspange ausgezeichnet.
Jochen Thorns wurde einstimmig zum stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes gewählt. Er folgt auf den ausgeschiedenen Werner Kuttler. Derzeit ist Jochen Thorns Feuerwehrkommandant und Stadtbrandmeister in Filderstadt. Neuer stellvertretender Kreisbrandmeister wird Andreas Reeh von der Feuerwehr Filderstadt. Die Kommandanten haben Reeh im Januar für diesen Posten vorgeschlagen. Der zuständige Ausschuss im Kreistag bestätigte Andreas Reeh als Nachfolger. An der Jahreshauptversammlung erhielt er die Ernennungsurkunde von der ersten Landesbeamtin, Dr. Marion Leuze Mohr.
Gaffer und Angreifer
Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich ist optimistisch. „Die Feuerwehren im Landkreis Esslingen können sich den kommenden Herausforderungen stellen.“ Er weist damit auf Neuerungen in der Automobilindustrie hin. Neuwagen sollen mit einem sogenannten E-Call ausgerüstet werden. Das heißt, bei einem Verkehrsunfall wird automatisch die Notrufnummer 112 gewählt. Mit einer Sprechverbindung sollen dann zielgerichtete Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden. „Die integrierte Leitstelle ist für diese Neuerung bereit.“ Zuversichtlich ist Dittrich beim gesetzlichen Schutz der Einsatzkräfte. „Immer wieder hört man von Angriffen auf Einsatzkräfte. Die Gesetzgeber haben reagiert und die Strafen verschärft.“ Im Klartext heißt das, wer bei Unglücken und Notfalleinsätzen Rettungskräften Gewalt androht oder sie bei der Arbeit behindert, kann mit drei Monaten Haft bestraft werden. Die Höchststrafe wurde von drei auf fünf Jahre erhöht. Ebenso verschärft, wie der Kreisbrandmeister eröffnete, wurden Strafen gegen Gaffer. „Menschen in Notlagen zu filmen und fotografieren ist verboten – es drohen Strafen bis zu zwei Jahre Gefängnis oder hohe Geldstrafen.“ Allgemein sieht Dittrich das Ehrenamt auf hohem Niveau. Er sei froh, dass die Arbeitgeber die Feuerwehrangehörigen immer wieder für Einsätze freistellen. „Das ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich.“