Baltmannsweiler (pm) – Am 29. Dezember 2020 ereignete sich ein Erdbeben der Stärke 6,4 auf der Richterskala. Das Epizentrum lag bei Petrinja in Kroatien. Dabei kamen mindestens 7 Menschen ums Leben und es entstanden beträchtliche Schäden. In der Folge kam es immer wieder zu heftigen Nachbeben – zuletzt am Montagmorgen. In Baden-Württemberg rief der ehemalige Vizepräsident des Landesfeuerwehrverband Gerhard Lay landesweit die Feuerwehren zu Sachspenden auf. Aus verschiedenen Teilen des Landes organisierten Feuerwehren schnelle Hilfe. So auch die Feuerwehr in Aichtal. Sie riefen die Aktion „Aichtal hilft“ kurzfristig ins Leben und präsentierten diese in den sozialen Medien. Diesen Aufruf sah Martin Kuhn, Vorsitzender beim DRK OV Baltmannsweiler und stv. Kreisbereitschaftsleiter beim DRK Kreisverband Esslingen, an Silvester und reagierte umgehend. Im Gespräch mit Bereitschaftsleiter Fabian Günther war rasch klar, dass das Rote Kreuz in Baltmannsweiler sich auch an der Spendenaktion beteiligen will. In der Folge nahm Martin Kuhn am Neujahrsmorgen Kontakt mit Sebastian Kurz, dem Aichtaler Bürgermeister auf und bot die Unterstützung aus Baltmannsweiler an. Parallel klärte Martin Kuhn mit dem DRK Landesverband, ob die Aktion „Aichtal hilft“ unterstützt werden kann. Von dort gab es grünes Licht und die Spendenaktion wurde dem DRK Generalsekretariat gemeldet. Der Kreisverband stellte Masken, Schutzkleidung und Face Schilder zur Verfügung. Mittlerweile hatten sich mehrere Hilfsorganisationen der Spendenaktion angeschlossen, darunter auch die Malteser aus dem Neckar-Alb-Kreis sowie verschiedene Feuerwehren im Kreis Esslingen. Das Feuerwehrgebäude in Aichtal-Aich wurde zum Sammelstützpunkt, alle Hilfsorganisationen brachten ihre Spenden nach Aichtal. Der DRK OV Baltmannsweiler fuhr mit einem Transporter zur Sammelstelle, der DRK Landesverband hat aus dem Logistikzentrum Kirchheim drei Paletten zur Verfügung gestellt, den Transport nach Aichtal übernahm das DRK OV Wernau. Nachdem noch weiterer Transportkapazität benötigt wurde, erklärte sich der DRK OV Esslingen am Neujahrstag kurzfristig bereit einen LKW mit zwei Helfern für die Fahrt nach Kroatien bereit zu stellen. Beim Beladen der Transportfahrzeuge wurde rasch klar, dass der LKW des DRK OV Esslingen bei weitem nicht ausreicht, um alle Hilfsgüter zu transportieren. Martin Kuhn forderte einen Mannschaftstransportwagen (MTW) zusätzlich in Baltmannsweiler an. Dies bedeutete aber auch für vier Mitarbeiter des Ortsvereins, dass sie sich innerhalb weniger Minuten für eine Hilfsfahrt nach Zagreb entscheiden mussten. Für Fabian Günther, Sven Kohls, Jonas Brinn und Philipp Ron stand umgehend fest: „Wir helfen den Erdbebengeschädigten – wir fahren mit.“ Nach einigen Minuten der Organisation und Abklärung mit den Familien stand fest: Der DRK Ortsverein Baltmannsweiler fährt mit einem MTW ins Erdbebengebiet nach Kroatien. Rund 850 Kilometer und 12 Stunden Fahrt standen dem Hilfskonvoi auf insgesamt 16 Fahrzeugen bevor. Die Reiseroute führte die Helfer durch Österreich, Slowenien bis nach Zagreb in Kroatien. Die Leitung der Hilfskolonne hatte Gerhard Lay, stellvertretender Verbandsvorsitzender des Landesfeuerwehrverband. Für die Helfer von DRK, den Maltesern und den Feuerwehren aus dem Kreis Esslingen ging um 2 Uhr in der Früh los und gegen 14 Uhr trafen alle nach einer schneereichen Blaulichtfahrt wohlbehalten im Erdbebengebiet ein. Der Konvoi wurde bereits auf der kroatischen Autobahn von anderen Verkehrsteilnehmern mit Lichtzeichen und Hupen bejubelt. Als sie in ihren Zielort Sisak eintrafen standen dutzende Menschen an der Straße und bejubelten die anrollenden Helfer. Beim Feuerwehrgebäude in Sisak wurden die Hilfsgüter umgehend ausgeladen. Rund 30 Freiwillige bildeten dazu zwei Menschenketten, um die Transportfahrzeuge rasch möglichst zu entladen. Danach ging es für die mittlerweile erschöpften Helfer aus dem Kreis Esslingen erstmal ins Hotel und nach einem reichhaltigen Abendessen aus der Hotelküche direkt ins Bett. Anderntags konnten die die Mitarbeiter der Malteser und des DRK ein durch das Erdbeben verwüstetes Dorf besuchen und auch dort handwerkliche Hilfe leisten. Gegen 14.15 Uhr gings für die vielen Helfer von Zagreb aus wieder zurück in die Heimat. Geplättet von Eindrücken, die den Helfern unter die Haut gingen und der Reisestrapazen, erreichten sie am frühen Montagmorgen, gegen 01.30 Uhr dennoch glücklich ihre Wohnorte.