Esslingen (pm) – Am Mittwochabend ist im Landkreis Esslingen die Sieben-Tages-Inzidenz von 50 überschritten worden, sie lag am Donnerstagvormittag bei 52,3. Der Landkreis schränkt private Feiern weiter ein und ordnet eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum an.
Beim Infektionsgeschehen im Landkreis zeichnen sich zwei Entwicklungen ab. Nach wie vor gibt es ein diffuses Infektions-geschehen mit Corona-Infektionen im familiären Umfeld, verein-zelt auch in Schulen, Vereinen und Flüchtlingsunterkünften. Seit Mittwochabend ist klar, dass sich ein Frachtzentrum in Köngen zu einem Hotspot in der Verbreitung des Coronavirus entwickelt hat. Das Gesundheitsamt arbeitet dort in der Fallermittlung und Kontaktpersonennachverfolgung.
Mitarbeiter des Gewerbeaufsichtsamts und des Gesundheits-amtes im Landratsamt waren am Donnerstagvormittag vor Ort und haben erörtert, ob und wie der Betrieb dort unter den gegebenen Umständen fortgeführt werden kann. Je nach Situation werden dort Maßnahmen ergriffen. Diese können bis hin zur Schließung des Betriebs reichen.
Seit Beginn der zweiten Welle sind im Kreisgebiet Infektionsfälle in mindestens 26 Schulen und 5 Kindertageseinrichtungen aufgetreten. In Werkstätten und Jugendhilfeeinrichtungen sind drei Einrichtungen betroffen. Bei den Unterkünften für Asylbewerber und Flüchtlinge sind neun Einrichtungen betroffen, in zwei davon gab es 14 bzw. 15 Infizierte. Bei diesen handelt es sich um Unterkünfte ohne räumliche Einteilung in kleinere Wohngemeinschaften. In beiden Fällen werden Sicherheits-dienste zur Überwachung der Einhaltung der Quarantäne ein-gesetzt. Derzeit sind keine Ausbrüche in Pflegeheimen bekannt.
In Abstimmung mit Sozialminister Manfred Lucha beschloss der Landkreis Esslingen, private Feiern weiter einzuschränken und ordnete eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum an:
Bei Feiern in öffentlichen und angemieteten Räumen dürfen nicht mehr als 25 Besucher, bei Feiern in privaten Räumen dürfen nicht mehr als zehn Besucher teilnehmen. Beide Verfügungen gelten von Freitag, 9. Oktober 2020, 0 Uhr an. Die Beschränkung privater Feiern zielt direkt auf den derzeit häufigsten Verbreitungsweg des Virus ab, auf die Verbreitung im familiären Umfeld“, sagte Landrat Heinz Eininger am Dienstagnach-mittag bei einem Pressegespräch im Landratsamt. Der Weg der Verbreitung des Virus könne anhand des Kontaktpersonenmanagements im Gesundheitsamt sehr genau nachvollzogen wer-den: „In vielen Fällen haben Reiserückkehrer aus Risikogebieten das Virus im familiären Umfeld weiterverbreitet. Aus der Familie heraus wird nun das Virus in Kindergärten, Schulen und Arbeitsstätten eingetragen“, erläuterte Dr. Dominique Scheuer-mann, Leiterin des Gesundheitsamts des Landkreises Esslingen
Der Landrat sprach weitere dringende Empfehlungen aus: nicht relevante Veranstaltungen sollen derzeit abgesagt werden. Sportveranstaltungen, vor allem in der Halle, sollen bis auf weiteres ohne Publikum stattfinden. „Ich setze jetzt auf die Vernunft und Eigenverantwortlichkeit jedes Einzelnen im Landkreis: Der Virus verbreitet sich durch Nähe und Kontakte, also müssen jetzt Nähe und Kontakte minimiert werden! Wir haben die Maßnahmen mit der gebotenen Verhältnismäßigkeit gewählt und ich hoffe sehr, dass wir nicht noch weitere, dann einschneidende Einschränkungen veranlassen müssen“, mahnte Landrat Eininger.
Situation in den Kliniken:
In den kreiseigenen Medius-Kliniken sind in den vergangenen Tagen wieder mehr Menschen stationär aufgenommen worden, die einen schwereren Krankheitsverlauf durchmachen. In Kirch-heim/Teck sind am Donnerstag drei Patienten auf der Isolationsstation, in Nürtingen fünf Patienten auf der Isolationsstation und zwei auf der Intensivstation. Beide müssen beatmet wer-den. In Ruit wird ein Patient auf der Intensivstation versorgt.
Situation im Corona-Abstrichzentrum:
Am Corona-Abstrichzentrum (CAZ) in Nürtingen lassen sich in den vergangenen Tagen wieder mehr Menschen testen. In den nächsten Tagen wird ein zweiter CAZ-Standort an der Messe wieder in Betrieb genommen.
Personalsituation im Gesundheitsamt:
Mittlerweile sind neben den etwa zehn Mitarbeitern im Gesundheitsamt zusätzlich rund 50 Mitarbeiter aus anderen Bereichen des Landratsamtes zur Unterstützung bei der Kontaktpersonennachverfolgung im Einsatz. Auf mehreren Kanälen wird weiteres Personal angeworben. Mittlerweile hat das Landratsamt auch einen Amtshilfeantrag zum Einsatz von Bundeswehrkräften gestellt.