ESSLINGEN (pm) – Am Wochenende ist die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Esslingen weiter angestiegen, sie lag am Montagvormittag bei 74,4. Das Infektionsgeschehen konzentriert sich weiterhin auf ein diffuses Geschehen im familiären Umfeld sowie Hotspots in Flüchtlingsunterkünften und in einem Frachtzentrum. Das haben Kontaktnachverfolgungen im Gesundheitsamt am Wochenende weiter erhärtet.
Seit vergangenen Freitag ist im Landkreis Esslingen die Allgemeinverfügung in Kraft, wonach die Teilnehmerzahl von privaten Feiern in öffentlichen Räumen auf 25 und in privaten Räumen auf zehn begrenzt ist. „Um die Infektionsketten im familiären Umfeld zu unterbrechen ist es jetzt wichtig, diese Begrenzung unbedingt einzuhalten“, sagt Landrat Heinz Eininger. Dabei komme es darauf an, dass die Allgemeinverfügung umgesetzt werde, durch die Einsicht jedes Einzelnen und auch mit Kontrollen durch die Ortspolizeibehörden.
Daneben setzt das Gesundheitsamt auf die Information vor allem in Familien mit Migrationshintergrund. Mit einer Aufklärungskampagne und Informationsblättern in mehreren Sprachen soll dort auf die Gefahr durch das Coronavirus und auf vorbeugende Maßnahmen zum Schutz vor der Infektion aufmerksam gemacht werden.
Die weitere Verfügung zum Tragen einer Maske auf öffentlichen Plätzen wurde präzisiert: dieses ist überall dort notwendig, wo ein Mindestabstand von eineinhalb Meter nicht eingehalten kann.
Das Landratsamt empfiehlt wo es möglich ist, eine Staffelung des Schulbeginns zur ersten und zweiten Schulstunde ab der Klassenstufe 9 zu prüfen. „Damit wollen wir vor allem das zeitweise hohe Fahrgastaufkommen in Schulbussen entzerren und so zum Infektionsschutz beitragen“, sagt Eininger. Gleichzeitig dankte er den Schulen, die das bereits umsetzen, für ihr „umsichtiges und verantwortungsvolles Vorgehen“.
„Beim neuerlichen Anstieg der Infektionszahlen ist zu beachten, dass wir im Landkreis Esslingen derzeit deutlich mehr testen als noch im März“, erklärt Dr. Dominique Scheuermann, die Leiterin des Gesundheitsamts im Landratsamt. Dadurch werde die Dunkelziffer der Infizierten in Relation deutlich minimiert, es steige aber auch die Zahl der positiven Testergebnisse.
Nach dem Erlass der Allgemeinverfügungen muss nun abgewartet werden, wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt. Die Menschen mit einer aktuellen Corona-Infektion haben sich zirka ein bis zwei Wochen vor der positiven Meldung infiziert. Die Maßnahmen von vergangenen Freitag können noch keine Wirkung entfaltet haben. Nachdem sich das Virus gegen Ende der Sommerferien von Reiserückkehrern aus Risikogebieten in Familien eingetragen wurde, verbreitet es sich nun von dort aus in Kindertageseinrichtungen und Schulen, an Arbeitsstätten, in Vereinen und sonstigen Einrichtungen.
Ein Schwerpunkt von Corona-Infektionen ist weiterhin in Flüchtlingsunterkünften auszumachen. Dort werden nun Reihentestungen durchgeführt. „Auch hier wollen wir mit einer Informationskampagne in mehreren Sprachen auf die Problematik einer Infektion und vorbeugenden Maßnahmen aufmerksam machen“, sagt der Gesundheitsdezernent Christian Baron. Bei Gesprächen mit Menschen in Flüchtlingsunterkünften und auch bei den Mitarbeitern mit Migrationshintergrund in einem Frachtzentrum sei aufgefallen, dass Flüchtlinge oder Mitarbeiter aus Furcht vor dem Verlust des Arbeitsplatzes und aufgrund mangelnder Erfahrung mit der medizinischen Versorgung oft einen Besuch beim Arzt scheuten.
Zur Unterstützung des Gesundheitsamts sind am Montagnachmittag die ersten Einsatzkräfte der Bundeswehr ins Landratsamt gekommen. Bei der Kontaktnachverfolgung sind auch täglich etwa 25 Mitarbeiter aus anderen Bereichen des Landratsamts im Einsatz. Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen unterstützt das Gesundheitsamt 14 Mitarbeitern aus dem Call-Center des Kreditinstituts.