Kirchheim (red) – Zurzeit ist das Leitungswasser buchstäblich in aller Munde. Immer wieder entfacht sich die Gerüchteküche, dass die Preise steigen würden, weil die Verunreinigung durch Nitrate spezielle Aufbereitungen erfordern könnten. In vielen Landesteilen wurden bereits erhöhte Werte gemessen. Für Kirchheim gibt Bernhard Röhrle, Pressesprecher der Landeswasserversorgung, aber Entwarnung. Er bestätigte auf Anfrage, dass das Kirchheimer Wasser von der Schwäbischen Alb komme und Trinkwasserqualität habe. Im Klartext heißt das, es muss vor dem Verbrauch nicht gereinigt oder gefiltert werden. Dem Trinkwasser der Teckstadt wird auch Flusswasser der Donau zugefügt. „Dieses bereiten wir in mehreren Schritten auf“, bestätigt Bernhard Röhrle. Er bedauert, dass viele Bürger dem Leitungswasser nicht trauen. „Unsere Idee ist es, den Preis vom Produkt zu lösen. Es ist ein Irrglaube, dass teureres Wasser auch gleichzeitig besser ist.“ Aus diesem Grund hat sich die Landeswasserversorgung entschlossen, in Kirchheim eine Blindverkostung durchzuführen. Vor dem Kornhaus bauten Dr. Uwe Pöhls vom Institut für empirische Sozial- und Kommunikationsforschung und Vertreter der Landeswasserversorgung ihren Stand für die Verkostung auf. Hinter den Kulissen wurde pro Testperson ein Tablett mit fünf Gläsern bereitgestellt. In den Gläsern, die von eins bis fünf nummeriert waren, befanden sich verschiedene Testtränke in den Preisklassen von 19 Cent bis Zehn Euro pro Liter.
Nebst normalem Leitungswasser gab es Proben von Discountern, aber auch Exoten, wie zum Beispiel das Fidji-Wasser für rund fünf Euro pro Liter oder das VOSS Gletscherwasser aus Norwegen. Für 800 Milliliter zahlt man gut und gerne drei Euro. Der Andrang war entsprechend groß und viele Passanten wurden für eine kurze Zeit zu Wasser-Sommelièren. Nach einer kurzen Einführung durch den Studienleiter konnten die fünf verschiedenen Wassersorten getestet und auf einem Fragebogen bewertet werden. Bernhard Röhrle sprach von rund 200 ausgefüllten Fragebogen, die benötigt wurden, um den Test repräsentativ durch zu führen. So wurde ein Glas nach dem andern jeweils zum Mund geführt. Viele nippten bloß am Glas, andere tranken einen großen Schluck, um sich danach zu beraten, wie die Flüssigkeit denn gerade schmeckte. Für Wasser kann der geneigte Genießer übrigens über 100 Euro pro Liter ausgeben. Das Hollywood-Wasser, das angeblich von den Filmgrößen getrunken wird, kostet gemäß Uwe Pöhls rund 120 Euro – pro Liter! Er hätte aber auch eine andere Exklusivität probiert: Wasser aus einer Höhle, das seit 10 000 Jahren ohne Menschliche Verunreinigung existiert. „Genauso schmeckt es auch – richtig abgestanden.“ Das teuerste Wasser der Welt kommt aus Japan und heißt „Kona Nigari“. Es wird von der Hawaiianischen Küste, seinem Ursprungsort nach Japan geliefert. Der Hersteller liefert täglich über 80 000 Literflaschen. Kostenpunkt: Stolze 410 Euro pro Liter.
Für Bernhard Röhrle war es wichtig, dass die Studie von einem unabhängigen Institut durchgeführt wurde. „Wir wollen ja die Bürger bei der Geschmacksentscheidung nicht beeinflussen.“ Viele Tester konnten zwischen den einzelnen Sorten gar keinen Unterschied rausschmecken, andere wiederum hätten sich ein wenig Feuerwasser zum Testen gewünscht. Einige Ehepaare diskutierten heftig bei der Verkostung, doch am Schluss machte jeder sein Kreuz doch dort, wo er es für richtig hielt. Bernhard Röhrle sollte mit seiner Anfangsvermutung Recht behalten: Die Auswertung der Wasserverkostung krönte das gewöhnliche Leitungswasser zum Sieger. Auch Uwe Pöhls überraschte dieses Resultat nicht. Er vertritt die Meinung vieler Bürger: Das Leitungswasser schmeckt frischer, als das abgefüllten Mineralwasser.
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